Systemische Therapie

Die systemische Therapie ist ein ganzheitlicher Ansatz, der dich nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines Netzwerks von Beziehungen – sei es Familie, Partnerschaft, Freundeskreis oder berufliches Umfeld. Sie geht davon aus, dass Probleme oft im Kontext dieser Beziehungen entstehen und dort auch gelöst werden können.

Diese Therapieform hilft dir, Muster in deinen Beziehungen zu erkennen und zu verändern, um dein Wohlbefinden zu steigern. Auf dieser Seite erfährst du, wie die systemische Therapie funktioniert, für wen sie geeignet ist und welche Methoden sie anwendet.


Was ist systemische Therapie?

Die systemische Therapie betrachtet psychische Probleme nicht nur als individuelles Phänomen, sondern auch als Ausdruck von Herausforderungen innerhalb eines sozialen Systems.

Zentrale Annahmen:

  • Menschen beeinflussen sich in Beziehungen gegenseitig.
  • Probleme entstehen oft aus ungesunden Kommunikations- oder Verhaltensmustern innerhalb eines Systems.
  • Lösungen können durch Veränderungen in diesen Mustern gefunden werden.

Das Ziel der systemischen Therapie ist es, neue Perspektiven zu entwickeln und Ressourcen im sozialen Umfeld zu nutzen, um Veränderungen anzustoßen.


Wie funktioniert die systemische Therapie?

  1. Analyse der Beziehungen:

    • Der Therapeut hilft dir, deine Rolle in Beziehungen zu reflektieren und Wechselwirkungen zu erkennen.
  2. Aufdeckung von Mustern:

    • Ungesunde Dynamiken, die Probleme verstärken, werden identifiziert.
    • Z. B.: Konflikte in der Familie, die zu Stress oder Überforderung führen.
  3. Lösungsorientierte Ansätze:

    • Statt sich nur auf das Problem zu konzentrieren, liegt der Fokus auf deinen Stärken und Ressourcen sowie der Entwicklung neuer Verhaltensweisen.

Methoden in der systemischen Therapie

  • Genogramm-Arbeit:

    • Ein „Beziehungs-Stammbaum“, der dir hilft, Muster und Verbindungen innerhalb deiner Familie zu visualisieren.
  • Zirkuläre Fragen:

    • Der Therapeut stellt Fragen, die dir helfen, Situationen aus der Perspektive anderer Beteiligter zu betrachten.
  • Reframing:

    • Probleme werden in einem neuen Licht betrachtet, um positive Aspekte oder Lösungsansätze zu erkennen.
  • Skulpturarbeit:

    • Beziehungen oder Probleme werden symbolisch durch Figuren oder räumliche Anordnungen dargestellt, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.
  • Ressourcenarbeit:

    • Der Fokus liegt darauf, deine Stärken und Fähigkeiten zu aktivieren.

Für wen ist die systemische Therapie geeignet?

Die systemische Therapie kann bei einer Vielzahl von Problemen helfen, darunter:

  • Familienprobleme: Konflikte zwischen Eltern und Kindern, Scheidungen oder Patchwork-Situationen.
  • Partnerschaftsprobleme: Kommunikationsprobleme, Streit oder Entfremdung.
  • Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen oder Burnout, die durch Beziehungsmuster verstärkt werden.
  • Trauma- und Verlusterfahrungen: Unterstützung beim Umgang mit schwierigen Lebensereignissen.
  • Berufliche Konflikte: Schwierigkeiten im Team oder mit Vorgesetzten.

Die systemische Therapie eignet sich sowohl für Einzelpersonen als auch für Paare und Familien.


Wie läuft eine systemische Therapie ab?

  1. Erstgespräch:

    • Klärung deiner Anliegen und der Beziehungskontexte, die untersucht werden sollen.
    • Festlegung von Zielen für die Therapie.
  2. Therapiesitzungen:

    • Regelmäßige Sitzungen (meist 60–90 Minuten), bei denen du an deinen Themen arbeitest.
    • Je nach Anliegen können auch andere Beteiligte (z. B. Familienmitglieder) einbezogen werden.
  3. Lösungsentwicklung:

    • Gemeinsam mit dem Therapeuten entwickelst du konkrete Schritte, um die Dynamiken in deinem sozialen Umfeld positiv zu verändern.

Vorteile der systemischen Therapie

  • Ganzheitlicher Ansatz: Probleme werden im Kontext deiner Beziehungen betrachtet, nicht isoliert.
  • Ressourcenorientierung: Der Fokus liegt auf deinen Stärken und Fähigkeiten.
  • Flexibilität: Die Therapie kann individuell oder in Gruppen (z. B. Familie) durchgeführt werden.
  • Praxisnähe: Die erarbeiteten Lösungen lassen sich direkt im Alltag umsetzen.

Wie findest du einen systemischen Therapeuten?

  • Krankenkassen: In Deutschland werden die Kosten für systemische Therapie von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sofern die Therapieform anerkannt ist.
  • Therapeutensuche: Nutze Verzeichnisse der Systemischen Gesellschaft (SG) oder der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF).
  • Probatorische Sitzungen: Nutze die Möglichkeit, mehrere Sitzungen auszuprobieren, um den passenden Therapeuten zu finden.

 

Die systemische Therapie bietet dir die Chance, Konflikte und Probleme aus einer neuen Perspektive zu betrachten und nachhaltige Veränderungen in deinen Beziehungen und deinem Leben zu erreichen. Sie zeigt, dass Lösungen oft dort liegen, wo Probleme entstanden sind – im Zusammenspiel mit den Menschen um dich herum.